FUTURE TIME TRAVELLER - Umwandlung der Berufsberatung für zukünftige Fähigkeiten, Berufe und Karriereaussichten der Generation Z durch eine spielbasierte Virtual Reality Plattform

Autor: BFE

“Globale Trends und ihre Auswirkungen auf Arbeitsplätze und Qualifikationen

Die Welt ist in eine neue Ära eingetreten. Der „Future of Jobs Report”” und das “”Skills Panorama”” zeigen neben weiteren arbeitsmarktbezogenen Informationsquellen das Ausmaß der technologischen Entwicklung und deren Auswirkungen in Verbindung mit sozioökonomischen und demographischen Trends auf Branchen, Arbeitsfunktionen, Beschäftigungsniveaus und Qualifikationen auf.
Die Schlüsselfaktoren, welche die zukünftigen Berufe beeinflussen und formen, sind technologischer Wandel, die entsprechende Anpassungsfähigkeit der Arbeitskräfte und Bildungssysteme sowie die Begabten-Mobilität (Weltwirtschaftsforum, 2018).
Darunter zählen außerdem:
● Klimawandel und die aufkommende grüne Wirtschaft;
● die Zunahme der Dienstleistungswirtschaft innerhalb der globalen Märkte;
● die Mobilität von Arbeitnehmern/-innen und deren Auswirkungen auf Beschäftigung und Löhne
● Urbanisierungsprognosen, die zeigen, dass bis 2050 bis zu 70% der Weltbevölkerung in Städten leben werden, und die damit einhergehenden Beschäftigungs- und Konsummöglichkeiten sowie die Auswirkungen auf die Umwelt
● werden demographische Veränderungen mit sich bringen, wie z.B. eine alternde Bevölkerung und die Zunahme der Millennials, was vielfältige Veränderungen im Arbeitsumfeld (höhere Nachfrage nach Arbeit im Gesundheits- und Sozialwesen und in der Bildung) sowie Veränderungen im Arbeitsverhalten mit sich bringt
● Auswirkungen des technologischen Wandels auf Beschäftigung, Arbeitsplatzentwicklung und neu entstehende Berufe

Technologie
Aktuelle Veränderungen in der Arbeitswelt werden häufig als Vierte Industrielle Revolution (Schwab, 2017) oder Industrie 4.0 dargestellt. Diese ist gekennzeichnet durch technologische Fortschritte wie Robotik, künstliche Intelligenz, maschinelles Lernen, Großdatenanalyse, Genetik, Cloud Computing, Nanotechnologie, Biotechnologie, 3D-Druck, autonome Autos, intelligente Häuser usw. Solche Entwicklungen haben sich bereits erheblich auf die Arbeitsmärkte ausgewirkt – was zu einer Verlagerung von Berufen und veränderten Fähigkeiten und Aufgaben geführt hat.

Nach den pessimistischsten Theorien wird dieses so genannte “”zweite Maschinenzeitalter”” (Brynjolfsson & McAfee, 2014) zu “”massiver Arbeitslosigkeit, steigender Ungleichheit und letztlich zu einer sinkenden Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen führen, da den Verbrauchern zunehmend die Kaufkraft fehlte, die notwendig ist, um das Wirtschaftswachstum weiter voranzutreiben”” (Ford, 2015). Ein Bericht schätzt, dass etwa 47% der Gesamtbeschäftigung in den USA (57% in einigen OECD-Ländern und 77% in China) von einer Automatisierung bedroht sind. In der Analyse wird insbesondere geschätzt, dass in den nächsten Jahrzehnten eine große Zahl von Arbeitsplätzen in den Bereichen Büro- und Verwaltungsunterstützung, Vertrieb, Service und Produktion automatisiert werden könnte (Frey, 2013).

Im Gegensatz zu diesen Projektionen argumentiert eine weitere Studie, dass insgesamt 9 % der OECD-Arbeitsplätze potenziell automatisierbar sind, und zwar aufgrund der Vielzahl ethischer, rechtlicher und gesellschaftlicher Fragen (z. B. soziale Akzeptanz von Robotern, die bestimmte Dienstleistungen erbringen), die sich auf das Ausmaß und die Geschwindigkeit auswirken, mit der die technologischen Möglichkeiten realisiert werden (Arntz, 2016).

Seit der Ersten Industriellen Revolution gab es Befürchtungen, dass der technologische Fortschritt zu Arbeitslosigkeit und einem Anstieg der Automatisierung führen könnte (Mokyr, 2015). 1930 sagte John Maynard Keynes voraus, dass die Menschheit von einer neuen Krankheit namens “”technologische Arbeitslosigkeit”” heimgesucht werden wird (Keynes, 1930). Diese Befürchtungen haben sich bisher nicht bewahrheitet. Ein Grund dafür ist, dass die Menschen generell dazu neigen, das Potential für neue Arbeitsplätze, das durch die Schaffung neuer Berufe und Industrien entsteht, zu unterschätzen. Beispielsweise gibt es eine wachsende Zahl neuer Beschäftigungsmöglichkeiten in Bereichen wie der Analyse großer Datenmengen, sozialen Medien, automatisiertem Transport usw. sowie in dem Bereich, in dem menschliche und maschinelle Intelligenz für Menschen in Geisteswissenschaften, Naturwissenschaften, Technologie, Ingenieurwesen und Mathematik (STEM), Design, Kundendienst und Medizin zusammenarbeiten (Daugherty, 2018).

Einerseits könnten wir also eine viel bessere Perspektive der Technologie erwarten, die das Leben der Menschen mit der Kraft der Computer, der Nanotechnologie, der künstlichen Intelligenz, der Biotechnologie und vor allem der Quantentheorie transformiert (Kaku, 2011). In sehr naher Zukunft werden wir vielleicht erleben, dass Computer, wie wir sie kennen, verschwinden werden, Augmented Reality alltäglich sein wird, das Gehirnnetzwerk das Internet ergänzen wird, Roboter alltäglich sein werden, gealterte Körperteile ersetzt werden, Eltern ihren Nachwuchs entwerfen werden und die Cybermedizin das Leben verlängern wird (Kaku, 2013)

Irgendwo in der Mitte, in den letzten Jahrzehnten, sehen wir eine merkliche Veränderung, nämlich eine “”Polarisierung”” des Arbeitsmarktes (Autor, 2015), die darauf zurückzuführen ist, dass viele mittel-qualifizierte Tätigkeiten (z.B. Büroverwaltung, Maschinenbedienung) aus kognitiven oder manuellen Aufgaben bestehen, die mit neuerer Technologie relativ leicht automatisiert werden können, da sie einem präzisem, vorhersehbarem Verfahren folgen. Im Gegensatz dazu umfassen gering qualifizierte Dienstleistungsjobs (z.B. Körperpflege, Reinigung, Sicherheit) viele Aufgaben, die für Menschen relativ einfach sind, sich jedoch mit der heutigen Technologie nur sehr schwer automatisieren lassen. Gleichermaßen erfordern hochqualifizierte Tätigkeiten (z.B. Technik, Pädagogik, Management) häufig kreative Problemlösungen und komplexe soziale Interaktionen, die ebenfalls schwierig zu automatisieren sind.

Ein Ergebnis dieser Arbeitsplatzpolarisierung ist, dass viele Arbeitnehmer/-innen, die Tätigkeiten mit mittlerer Qualifikation ausübten, in schlechter bezahlte und geringer qualifizierte Berufe gedrängt wurden. Zusätzlich ist der Druck gewachsen, Qualifikationen durch lebenslanges Lernen und Weiterbildung zu erhöhen, um diesem Schicksal zu entgehen. Die Verzahnung zwischen Maschinen und Menschen ermöglicht es Computern, Arbeitnehmer/-innen bei der Ausführung routinemäßiger, kodifizierbarer Aufgaben zu ersetzen und gleichzeitig den komparativen Vorteil der Arbeitnehmer/-innen bei der Vermittlung von Problemlösungsfähigkeiten, Anpassungsfähigkeit und Kreativität zu verstärken.

Die Daten zeigen, dass die innovative Technologie heutzutage die Arbeitnehmer/-innen weitgehend auf neue Arbeitsplätze verdrängt werden, anstatt sie vollständig zu ersetzen (Bessen, 2015). Aus diesem Grund führt die IKT nicht zu technologischer Arbeitslosigkeit, sie zwingt vielmehr Arbeitnehmer/-innen zu einer raschen Höherqualifizierung. Zusammengefasst lässt sich sagen, dass die künftige Beschäftigungsexplosion in großem Umfang Arbeitsplätze betreffen wird, die von Robotern nicht ausgeführt werden können (Kaku, 2018), und dass die am schwierigsten mit den derzeit verfügbaren Technologien zu automatisierenden Tätigkeiten diejenigen sind, die das Management und die Entwicklung von Menschen betreffen oder bei denen Fachwissen in die Entscheidungsfindung, Planung oder kreative Arbeit einfließt (McKinsey, 2017).

Kreislaufwirtschaft
Der Übergang von einer kohlenstoffarmen zu einer grünen Wirtschaft und der Anstieg der Produktion erneuerbarer Energien ist eine wichtige Wachstumsquelle für neue Arbeitsplätze. Angesichts eines Talentmangels könnten Arbeitgeber/-innen in der Solar-, Wind- und Wasserkraftindustrie Kandidaten/-innen aus der Ölindustrie suchen, da diese Arbeitnehmer/-innen auf der Suche nach neuen Stellen sind. Bis 2030 werden weltweit 24 Millionen neue Arbeitsplätze geschaffen, sobald die richtigen politischen Maßnahmen zur Förderung einer umweltfreundlicheren Wirtschaft ergriffen worden sind, so hieße es in einem neuen Bericht der IAO (IAO, 2018). Darüber hinaus hat die wachsende Bedeutung der Nachhaltigkeit alle Sektoren erreicht. Viele Industriezweige haben erkannt, dass Investitionen in Ressourceneffizienz, Energieeffizienz, erneuerbare Energien, Abfall- und Wassermanagement usw. ihnen tatsächlich Geld sparen, da sie weniger abhängig von Primärmaterialien und Importen sind.

Gig-Wirtschaft und die Fähigkeiten für die Zukunft
Wir haben bereits begonnen, die Ausweitung der so genannten “”Gig-Economy””– ein Geschäftsumfeld, das Massenarbeit und Arbeit auf Abruf über Apps umfasst – zu beobachten (De Stefano, 2016). Dies führt dazu, dass Organisationen mit unabhängigen Auftragnehmern/-innen und Freiberuflern/-innen Verträge für befristete Einsätze anstelle von Vollzeitbeschäftigten abschließen. Heute kann jeder Auftragnehmer/-in sein, von Schweißer/-in bis zu Schriftsteller/-in oder Webdesigner/-in. Sogar die traditionellen innerbetrieblichen Rollen sind den Weg der Gig-Wirtschaft gegangen und zwingen Unternehmen dazu, sich an die sich ändernden Bedürfnisse ihrer Mitarbeiter/-in anzupassen. 85 % der Unternehmen planen in den nächsten Jahren zu einer “”agileren Belegschaft”” überzugehen (Scudamore, 2018). Die Technologie ermöglicht es immer mehr, dass Arbeitsplätze anpassungsfähig werden, wobei jedem freisteht, für wen, wo, wie viel und in welchem Tempo er/sie arbeitet. “”Infolgedessen verschwimmt die Grenze zwischen Arbeit und Privatleben immer mehr und wir erleben eine allmähliche Abkehr von Individuen, die versuchen, eine bessere “”Work-Life-Balance”” zu erreichen, hin zu einer stärkeren “”Work-Life-Integration”” (OECD, 2017).

Dies wird die traditionelle Bedeutung von Begriffen wie “”Arbeitsplätze”” oder “”Karriere”” völlig verändern und von den künftigen “”Arbeitnehmenden”” verlangen, “”ein breites Spektrum an Fähigkeiten zu besitzen, das die Türen zu persönlicher Entfaltung und Entwicklung, sozialer Integration, aktiver Bürgerschaft und Beschäftigung öffnet””. Dazu gehören Lesen und Schreiben, Rechnen, Naturwissenschaften und Fremdsprachen sowie transversale Fertigkeiten und Schlüsselkompetenzen wie digitale Kompetenzen, Unternehmergeist, kritisches Denken, Problemlösung oder Lernkompetenz und Finanzkompetenz. Der frühzeitige Erwerb dieser Fähigkeiten ist die Grundlage für die Entwicklung höherer, komplexerer Fähigkeiten, die zur Förderung von Kreativität und Innovation erforderlich sind. Diese Fähigkeiten müssen während des gesamten Lebens gestärkt werden und es den Menschen ermöglichen, in sich schnell entwickelnden Arbeitsbereichen und Gesellschaften zu gedeihen und mit Komplexität und Unsicherheit umzugehen”” (EK, 2016).

Der Arbeitsplatz der Zukunft
Die Arbeitsumgebungen der nahen Zukunft werden voraussichtlich mehr Autonomie, weniger Routine, mehr Einsatz von IKT, weniger körperliche Anstrengung und mehr soziale und intellektuelle Aufgaben aufweisen. Die vom Arbeitsmarkt benötigten Kompetenzen werden sich verschieben und Arbeitnehmer/-innen werden neue Fertigkeiten anbieten müssen, um den sich wandelnden Ansprüchen gerecht zu werden. Eine alternde Erwerbsbevölkerung, Überqualifizierung und Arbeitsplatzpolarisierung am oberen und unteren Ende der Qualifikationsskala werden einige der wichtigsten Herausforderungen des nächsten Jahrzehnts sein (CEDEFOP, 2018).

Demographischer Wandel
Zum ersten Mal in der Geschichte wird erwartet, dass die Anzahl der älteren Generationen bald höher sein wird als die der jungen Menschen (WHO, 2011). Weltweit wird erwartet, dass der Anteil der über 65-Jährigen an der Gesamtbevölkerung im Jahr 2030 11,7 Prozent und im Jahr 2050 15,8 Prozent betragen wird, gegenüber 9,3 Prozent im Jahr 2017 (ILO, 2018). Zu den verschiedenen Auswirkungen einer alternden Bevölkerung können gehören:
● Erhöhter Druck auf die Sozialsysteme, der dazu führt, dass die Menschen länger arbeiten müssen
● Mehr Staatsausgaben für Gesundheitsversorgung und Renten
● Mangel an Arbeitskräften
● Wachsender Markt für Waren und Dienstleistungen im Zusammenhang mit älteren Menschen (Pettinger, 2016)
Dieser demografische Wandel führt zu erhöhter Nachfrage nach Talenten in verschiedenen Bereichen; von Arbeitsplätzen in der Körperpflege und im Gesundheitswesen bis hin zu Finanzplanern/-innen oder Unterstützungsarbeitern/-innen für ältere Menschen, wie z. B. Life Coaches und Innenarchitekten/-innen mit Kenntnissen in barrierefreien Räumen (Hannon, 2010)..

Es wird davon ausgegangen, dass das Arbeitsalter steigen wird, weswegen Arbeitgeber/-innen ältere Arbeitnehmer/-innen weiter beschäftigen müssen (mit flexiblen Arbeitsregelungen und Investitionen in die Entwicklung von Fähigkeiten), um sie nicht an den Ruhestand zu verlieren. Dies bedeutet, dass lebenslanges Lernen, Ausbildung und Arbeitscoaching für ältere Arbeitnehmer/-innen ebenfalls häufiger werden. Ebenso können Talentknappheiten junge Migranten/-innen im erwerbsfähigen Alter dazu ermutigen, umzuziehen und so weiter zur Vielfalt am Arbeitsplatz beizutragen. Dies wird jedoch auch von den Arbeitgebenden flexiblere Ansätze und von den Arbeitnehmenden mehr interkulturelle und zwischenmenschliche Fähigkeiten erfordern.

Ein weiterer Aspekt des demographischen Wandels, der die Zukunft der Arbeit beeinflussen wird, ist der Eintritt weiterer Millennials und Angehöriger der Generation Z in die Arbeitswelt. Diese Kohorte der “”Digital Natives”” (Prensky, 2001) wird bald die Mehrheit der Weltbevölkerung und der Arbeitskräfte ausmachen. Es handelt sich um eine in hohem Maße unternehmerisch denkende Generation, die zwar durch Geld und Arbeitsplatzsicherheit motiviert ist, zugleich beabsichtigen, dass ihre Karriere sowohl einen Zweck als auch eine Leidenschaft hat (Monster, 2016).